Es gibt viele Gründe für den Selbstbau eines Eurorack-Cases – Ergonomie, Optik, Größe, Kosten etc. In meinem Fall treffen sie alle zu, aber eigentlich ist der Weg zum eigenen Case das Ziel. – English version
Der erste Schritt zum eigenen Case für meinen modularen Synthesizer ist getan. Der Prototyp für das Netzteil ist fertig. Wie schon in einem ältern Post erwähnt ist es eine Kopie des originalen Doepfer Netzteils. Um es netter zu sagen, ich habe es “reverse-engineered”. Viele Leute sagen, dass das Doepfer Netzteil eines der besten auf dem Markt ist. Ich denke, der Ringkern-Transformator hat klare Vorteile, da er eine sehr geringe elektromagnetische Streuung hat und somit kaum Einfluss auf den Sound ausübt. Insbesondere, da das Netzteil in das Case eingebaut wird und zwar vier Stück. Natürlich kann man auch mit einer externen Spannungsversorgung arbeiten, aber in meinem Fall sollte alles in das Case. Jedes Netzteil liefert bis zu 1200 mA, das sollte genug sein für ein Case der Größe eines Doepfer Monster Cases
Die Netzteil-Platine wurde mit Eagle entworfen. Es war das erste mal, dass ich mit diesem Programm gearbeitet habe und es erleichtert die Arbeit enorm. Vor über 20 Jahren habe ich eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker abgeschlossen, damals haben wir gelernt die Platinenlayouts auf transparente Folie zu kleben. Alles ohne Computer.
Ich halte das Duale Ausbildungssystem in Deutschland für ein optimale Vorbereitung auf die Berufswelt. Auch wenn ich heute nicht mehr im gelernten Beruf arbeite, so profitiere ich noch heute von der überaus gründlichen Ausbildung.
Wie auch immer, mit Eagle ist es relativ einfach ein Platinenlayout zu entwerfen. Zu erst wird der Schaltplan entwickelt. Dabei werden die entsprechenden Bauteile aus Bibliotheken in den Schaltplan eingebunden. Der Schaltplan ist die logische Basis für das Layout, das automatisch generiert wird. Dabei sind manuelle Nacharbeiten ohne weiteres möglich und auch notwendig um ein wirklich gutes Layout zu entwickeln. Das Layout muss dabei an die Einstellungen des Platinenherstellers angepasst werden. Einige Hersteller bieten ihre Einstellungen also Download auf ihrer Webseite an. In meinem Fall war das Multi CB und diese Firma bietet einen Design Guide und eine Konfigurationsdatei für Eagle zum Download an.
Außerdem hatte ich einige sehr nützliche Informationen von Dieter Doepfer. Er verriet mir einige Details über die Lagenstärke der Netzteilplatine und der Platine für die Busboards. Vielen Dank dafür.
Die meisten Komponenten wurden bei Distrelec bestellt. Diese Firma hat Online-Shops in vielen europäischen Ländern. Wärend der Recherche für dieses Projekt habe ich die Preise der gängigen Elektronik-Online-Shops in Deutschland verglichen (Conrad, Distrelec, Reichelt, Voelkner etc.). Distrelec und Reichelt haben offensichtlich das beste Angebot. Conrad ist bei vielen Komponenten leider zu teuer oder hat sie nicht im Angebot. Hier ist ein grober Überblick, wo welche Komponenten bestellt wurden. Eine detailierte Teileliste sende ich gerne auf Anfrage.
- Distrelec – Widerstände, Kondensatoren, integrierte Schaltkreise, Potentiometer, Flachstecker, LEDs, Gleichrichter
- Top Print – Transformator und Befestigungsmaterial
- Reichelt – Kühlkörper, Spannungsregler, Abstandshalter
- Multi CB – Platine
Nach den Montage- und Lötarbeiten müssen nur die exakten Spannungen an den Spannungsreglern LM 317 (+12V) und LM 337 (-12V) eingestellt werden. Hierzu sollte ein möglichst exaktes Messgerät mit geringer Toleranz verwendet werden. Das ist es.
Wenn man die vielen Stunden für Recherche, Platinenlayout, Löten etc. vernachlässigt, so lohnt sich die Arbeit bereits für fünf Netzteile. Allerdings sollte man Spaß an einem solchen Unterfangen haben.
Wer noch nie einen Lötkolben in der Hand hatte und auch sonst mit Volt und Ampere auf Kriegsfuß steht sollte besser die Finger davon lassen. Auch wenn es sich hier um die Kopie eines existierenden Netzteils handelt, ein gewisses Grundverständnis sollte schon vorhanden sein, bevor man startet. Entschuldigung, wenn das etwas schulmeisterhaft klingt.
Wenn Du weitere Informationen brauchst, schreibe bitte einen Kommentar oder kontaktiere mich.
TECHNISCHER HINWEIS: Bitte sei Dir darüber bewusst, dass das Netzteil Netzspannung führt (115 or 230 V AC). Aus Sicherheitsgründen darf die Installation nur von Fachpersonal durchgeführt werden. ACHTUNG: Bei unsachgemäßer Handhabung besteht Lebensgefahr!
Dies ist ein privater Blog, es geht darum Wissen zu teilen. Keine Garantie und Haftung.
Hi Hi,
Super interessant, wenn du die Unterlagen und Stücklisten noch hast, würde ich diese gerne haben.
Danke dir vorab!